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Von Innen nach Außen: Warum dein größtes Geschenk Selbst-Liebe ist

Weihnachten, das Fest der Liebe. Maitri, im Yoga die Liebe, Freundschaft, im Sinne von Wohlwollen allen Menschen gegenüber. Wo fängt diese grenzenlose Liebe an? Wie bei allem: nicht im Außen, sondern im Innen. Schenke dir selbst etwas zum Fest der Liebe: Selbst-Liebe.

Mal ehrlich: Liebst du dich selbst, so wie du bist? Mit deinen guten und schlechten Seiten, mit allen Verstrickungen und Verwicklungen, in denen du hängst, mit allen Gefühlen, die in dir sind, mit deinem ganzen Sein in genau diesem Augenblick? Für die meisten von uns ist das wohl eine der schwierigsten Lektionen und ich schließe mich da nicht aus. Oft sind wir auf der Suche nach irgendetwas, das unser Leben besser macht. Meist suchen wir es im Außen: der nächste Kick, das nächste Ziel, etwas worauf ich hinarbeite, die nächste Beziehung. Und wenn dann das Ziel erreicht ist, ja, was dann? Dann genießen wir für einen Moment die Befriedigung, das vermeintlich Erreichte – und dann startet die Suche erneut. Ist das Glück?

Es ist eine Endlos-Schleife, so viel ist klar. Das Glück ist nicht im Außen, sondern im Innen. Alles Weisheiten, die wir schon tausendmal gelesen und gehört haben. Und auch verstanden haben. Und genau das ist die Crux: Etwas mit dem Verstand zu begreifen, nutzt überhaupt nichts, wenn ich diese Wahrheit nicht im Inneren, im Herzen leben kann. Ich habe mich schon oft dabei ertappt, dass ich die Philosophie des Yoga „verstanden“ habe. Aber darum geht es gar nicht. Es geht um das unmittelbare Erleben und Fühlen und zwar von Innen nach Außen und nicht umgekehrt.

Empathie und Mitgefühl

Maitri ist ein gutes Beispiel dafür. Die Kultivierung von Liebe und Empathie, die hilft, auch Mitgefühl, Frohsinn und Gleichmut zu entwickeln. Maitri zu entwickeln, ist im Yoga eine der wichtigsten Aufgaben, um zu einem klaren Geist zu finden. Das Ziel ist groß: Es geht um eine allumfassende und grenzenlose Liebe zu allen Menschen. Nehmen wir passend zu Weihnachten Jesus als Beispiel: Selbst als sie ihn ans Kreuz nagelten, liebte er seine Feinde noch. Er sah sie nicht einmal als Feinde: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Dies ist ein Gleichnis, das uns zeigen kann, wie groß und machtvoll Liebe tatsächlich sein kann, wenn sie frei von persönlichen Belangen ist. Aber dies zu verstehen, heißt noch lange nicht, dass ich es von heute auf morgen leben kann – oder muss. Die wenigsten von uns werden tatsächlich dazu in der Lage sein. Dennoch verleiten diese großen Weisheiten dazu, sie sich quasi überzustülpen und dabei etliche Schritte auf dem Weg zu überspringen. So behaupten manche Menschen von sich selbst, dass sie alle Menschen lieben. Aber wenn man genau hinschaut, haben sie anderen gegenüber genau so wenig Achtsamkeit und Respekt wie sich selbst gegenüber. 

Wenn der Tropfen zum Ozean wird

Maitri beginnt im Inneren: Mit der Liebe zu sich selbst. Es ist wie ein Regentropfen, der ins Meer fällt und dann zu einem ganzen Ozean wird. Wenn ich eine innere wohlwollende Haltung mir selbst gegenüber kultiviere, dann kann ich diese allmählich ausbauen auf meine ganze Mitwelt. Das geschieht nicht von heute auf morgen, es braucht Zeit. Und es beginnt damit, dass ich im Hier und Jetzt annehme, wie und was ich gerade bin und fühle. Yoga unterscheidet nicht zwischen Gut und Schlecht. Es sagt nicht, negative Emotionen sind schlecht, nur Liebe, Mitgefühl und Frohsinn sind gut. Es sagt, negative Emotionen sind da, um dir etwas zu zeigen und Liebe und Mitgefühl – vor allem dir selbst gegenüber – können helfen, dies zu erkennen. 

Dann geht es auch nicht mehr um das Überwinden von negativen Emotionen. Als könnte man sich Maitri überstülpen, um ein Gefühl durch ein anderes zu ersetzen: „So, jetzt bin ich eben nicht mehr wütend oder traurig, jetzt liebe ich alle Menschen.“ Liebe und Mitgefühl für dich selbst können dir stattdessen helfen, zu erkennen, dass du nicht deine Wut, Traurigkeit oder sonst etwas bist, sondern diese Gefühle eben gerade hast – aus einem Grund.

So gut du kannst, ist gut genug

Ich finde es manchmal erschreckend, wie platt und reduziert die Weisheiten interpretiert werden. Maitri zu entwickeln, ist ein langer Prozess und er beginnt damit, sich in diesem Moment Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken – mit allen Unzulänglichkeiten und Gefühlen, die da sind, so gut, wie du es gerade kannst. Das beinhaltet auch, das „so gut, wie du es gerade kannst“ völlig anzunehmen und damit zufrieden zu sein. 

Es ist wie beim Yoga oder Acroyoga Üben: dort würdest du auch nicht mit der schwierigsten Asana anfangen, wenn du die Vorraussetzungen nicht erfüllst. Wenn du versuchst, alle Menschen zu lieben, ohne im Kleinen bei dir selbst anzufangen, ist es etwa so, als ob du beim Yoga versuchst, dir beide Beine hinter den Kopf zu klemmen, obwohl du im Stehen nicht einmal die Hände auf den Boden bringst. Oder als ob du einen Handstand auf den Händen eines Partners machen willst, obwohl du nicht mal einen Handstand an der Wand halten kannst. Wir brauchen erst eine gewisse Flexibilität oder Stärke, um bestimmte Dinge tun zu können. Und um die zu bekommen, müssen wir üben. 

Auch Maitri will geübt sein. Es heißt nicht, dass wir von heute auf morgen alle nur noch freundlich und nett sein müssen, uns alles gefallen lassen oder immer nachgeben müssen. Liebe, wenn sie bei dir selbst beginnt, kann auch bedeuten, Grenzen zu setzen und gegen Unrecht anzukämpfen, Menschen, die ein schlechtes Verhalten haben, in ihre Schranken zu weisen. 

Wenn wir uns selbst auf diese Weise Liebe und Empathie entgegenbringen, können wir unsere eigenen Gefühle besser verstehen. Denn sie sind immer eine emotionale Antwort auf das, was uns von Außen entgegenkommt. Und das was da von Außen kommt, triggert oft nur Gefühle, die schon lange in uns sind und die wir unterdrückt haben.

Erst wenn du Empathie und Liebe für dich selber entwickelst, kannst du diese auch auf andere ausweiten und ihnen Mitgefühl entgegenbringen. So kann die Liebe von Innen nach Außen wachsen. Ober besser: So können wir in sie hinein wachsen, denn die bedingungslose, grenzenlose Liebe ist immer da.  

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